Mit der Civic Coding-Projektberatung begleiteten wir Projektteams mit bedarfsorientierter 1:1 Beratung beim Erreichen ihrer individuellen Ziele. Zusätzlich zum intensiven Austausch nahmen die teilnehmenden Projektteams an inhaltlichen Umfragen teil. So entstand ein tiefer Einblick in die breite Vielfalt der Organisationen und Initiativen, die sich in Deutschland für Gemeinwohlorientierte KI engagieren. Die 87 Projekte, die wir beraten und befragt haben, schaffen ein umfassendes Bild zur aktuell gelebten Praxis Gemeinwohlorientierter KI in Deutschland.
Ein KI-Bot zur Verbesserung der Barrierefreiheit in digitalen Räumen, KI-basierte Datenauswertung zur Wiederherstellung mariner Ökosysteme oder KI-Kurse, die Kindern und Jugendlichen zukunftsweisende digitale Kompetenzen vermitteln – das Spektrum an gemeinwohlorientierten KI-Projekten (GeKI-Projekten), die Teil der Civic Coding-Projektberatung waren, ist sehr breit. Was sie alle verbindet ist die Tatsache, dass es sich um Vorhaben mit inhaltlichen Bezügen zu den Handlungsfeldern der drei tragenden Ministerien handelt: Arbeit und Soziales, Umwelt und Verbraucherschutz, Gesellschaft und Engagement.
Hinsichtlich der organisatorischen Struktur lassen sich zwei grobe Cluster bilden: Zum einen gibt es Projekte, die von bestehenden Organisationen getragen werden. Diese Organisationen sind meistens größere zivilgesellschaftliche Organisationen. Sie existieren seit über drei Jahren (43%), beschäftigen mehr als fünf Angestellte (41%) und wirtschaften jährlich mit mehr als 250.000 € (44%). Die Organisationen hinter den Projekten haben oft ein ausgeprägtes Bewusstsein und Kompetenzen mit Blick auf Daten und datenbasierte Technologien. GeKI-Projekte, die innerhalb bestehender Organisationen entstehen, berichten von einem besseren Zugang zu Ressourcen, Netzwerken, Fachwissen und Zielgruppen als eigenständige Initiativen und blicken zuversichtlicher in die Zukunft. In den meisten Fällen (75 %) stoßen sie auf keinen Widerstand innerhalb ihrer Organisation.
Das zweite Cluster bilden alleinstehende Gründungsvorhaben oder Innovationsprojekte ohne Organisation im Hintergrund. Das sind beispielsweise Teams, die sich in der Vorgründungs- oder Gründungsphase befinden (55%), Projekte, die im letzten Jahr noch keinen Umsatz erzielten (22%) oder Privatpersonen, die ohne formelle Organisation an der Projektberatung teilgenommen haben (12%).
Trotz ihrer Unterschiede gibt es wichtige Punkte, die beide Cluster gemeinsam haben: Zum einen zeigt sich übergreifend die Relevanz von freiwilligem Engagement: 25% der Projekte wurden durch rein ehrenamtliche Teams getragen. In 57% der befragten Projektteams arbeiten auch ehrenamtliche Teammitglieder.
Zum anderen wurde in der Befragung deutlich, dass gemeinwohlorientierte KI-Projektteams bisher mit insgesamt knappen Mitteln arbeiten müssen. Budgets, hauptamtliches Personal oder Arbeitszeit – an vielen Stellen mangelt es an wichtigen Ressourcen und Zugang zu finanzieller oder ideeller Förderung. Das kann unter anderem daran liegen, dass das GeKI-Ökosystem rund um Gemeinwohlorientierte KI noch recht jung ist und sich Finanzierungszugänge und Förderprogramme erst formen und etablieren müssen. Umso mehr sind die heute weit entwickelten Pionier-Projekte hervorzuheben, die ihren Weg bisher mit wenigen bis gar keinen Mitteln bestritten und hohe Resilienz bewiesen haben.