Nach dem Input zum Prototyping gaben Chiara Schwenke und Dr. Maximilian Förster, die an der Universität Ulm zu erklärbarer KI forschen, am Beispiel ihres Praxisprojekts „Skill-Kompass“ konkrete Einblicke in ihren Weg von der Idee zum fertigen Produkt.
Das Projekt wurde gemeinsam mit der gemeinnützigen START-Stiftung entwickelt, die Jugendliche mit Migrationshintergrund mithilfe von Bildungsangeboten und Mentoring fördert. Dabei können 180 Jugendliche im Jahr gecoacht werden – jedoch leben in Deutschland ca. 4 Mio. Jugendliche mit Migrationserfahrung, die Förderung benötigen, um ihr Potenzial zu entfalten. Es bestand der große Wunsch nach einer Skalierung, um mehr Jugendliche unterstützen zu können.
Die START-Stiftung hat ihr Kursangebot bereits auf eine digitale Plattform verlagert. Für die Jugendlichen stellte das Angebot jedoch einen unübersichtlichen Dschungel an Möglichkeiten dar. So entstand zunächst die Idee, das Mentoring mithilfe von KI „nachzubauen“, da KI-Anwendungen gut dafür geeignet sind, auf Basis einer großen Datenmenge präzise Empfehlungen zu geben. Das Produkt sollte den Jugendlichen eine Orientierungshilfe auf der digitalen Lernplattform bieten und sie dabei unterstützen, den passenden Kurs zu finden.
Doch welche weiteren Eigenschaften sollte die KI neben der kompetenten Erteilung von Empfehlungen haben? Dafür haben Chiara Schwenke und Dr. Maximilian Förster sich zunächst am Vorbild ihrer eigenen Mentor*innen orientiert, die sie mit Kompetenz, Empathie und Inspiration auf ihren Wegen und bei ihren Entscheidungen begleitet haben. Übertragen auf die KI-Lösung bedeutete das, dass diese zur Selbstreflexion anregen soll, um eine wohlüberlegte Entscheidung zu ermöglichen. Inspiration dafür lieferte dem Team das Forschungsfeld der erklärbaren Künstlichen Intelligenz: Neben der reinen Empfehlung für einen Kurs sollte Nachvollziehbarkeit geschaffen werden, warum gerade dieses Angebot empfohlen wird. Mit dieser Vision war der Grundstein für das Prototyping gelegt.
In Workshops arbeitete ein interdisziplinäres Team gemeinsam an der Umsetzung der Vision und beschäftigte sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit Fragen nach Datennutzung, Datenschutz und technischen Möglichkeiten. Nach der Erstellung von Mock-ups in PowerPoint entstand ein Interaktionskonzept. Die Mock-ups wurden im Kollaborationstool Figma als Klick-Dummies gestaltet, um die Idee erlebbar zu machen. In Videocalls ließ das Team ihr Interaktionskonzept von 30 Stipendiat*innen testen, prüften über die Klickbewegungen, wie intuitiv der Prototyp ist und sammelten das Feedback über einen Fragebogen.
Das Ergebnis der aus dem Feedback entstandenen iterativen Weiterentwicklung war letztendlich ein Chatbot. Deshalb rät das Skill-Kompass-Team, in einen direkten Austausch mit der Zielgruppe zu treten um am Ende auch die Lösung zu erhalten, die zur Idee passt.