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Einblicke in die Civic Coding-Projektberatung: Erfolg durch Kooperation beim Projekt Förderlotse

Das Projekt „Förderlotse“ war eines von rund 90 gemeinwohlorientierten KI-Projekten, die wir im letzten Jahr mit der Civic Coding-Projektberatung bei ihrer individuellen Weiterentwicklung unterstützt haben. Im Rahmen der Beratung hat sich das Projekt in den Förderfinder der Plattform für Soziale Innovationen und Gemeinwohlorientierte Unternehmen (SIGU-Plattform) und Reflecta integriert. Wir sprechen mit der Beraterin der Civic Coding-Geschäftsstelle, Laura Heym, über ihre Arbeit mit den Projektteams, die Erfolgsgeschichte von „Förderlotse“ und darüber, wie eine Zusammenarbeit zwischen einzelnen Projekten oft der Schlüssel zum Erfolg ist.

Über die Civic Coding-Projektberatung

Die Civic Coding-Projektberatung bietet aktuell 58 gemeinwohlorientierten KI-Projekten in allen Entwicklungsstufen bis zu 30 Stunden 1-zu-1-Fachberatung in den Themenbereichen Künstliche Intelligenz, Daten, Strategie und Organisation.

Laura, wie sieht deine Arbeit als Beraterin von zukunft zwei in der Civic Coding-Projektberatung aus und worauf legst du dabei besonders Wert?

Ich bin in der Civic Coding-Projektberatung sowohl in der Projektkoordination als auch in der Beratung selbst tätig. In der Koordination führe ich die Auftaktgespräche – also die ersten Kontaktpunkte mit den Projektteams. Da schauen wir auf Basis der Bewerbungen gemeinsam: Was sind die konkreten Herausforderungen? Und wie können wir mit unserer Beratung sinnvoll unterstützen? Im nächsten Schritt überlegen wir dann, wer aus unserem Team gut passt – sowohl für die technische als auch für die organisatorisch-strategische Beratung.

Ich sorge außerdem dafür, dass wir den Überblick über die vielen parallel laufenden Projekte behalten und dass die Berater*innen aus meinem Team gut in die jeweiligen Prozesse reinkommen – also wissen, worum es inhaltlich geht und was wir mit der Beratung erreichen wollen und können.

Immer dort, wo es thematisch zu meiner Expertise passt, bin ich auch selbst beratend in Projekten aktiv, vor allem zu strategischen Fragen. Ich mache Stakeholder*innen- und Netzwerkanalysen, arbeite mit den Teams an ihren Ideen und Geschäftsmodellen und teile meine Erfahrung zu Design- und Partizipationsprozessen.

Unsere Beratung soll praxisnah und persönlich sein – wir wollen kein starres Konzept durchziehen, sondern gemeinsam sinnvolle Schritte entwickeln. Und wenn es nötig ist, passen wir den Prozess unterwegs an. Ich wünsche mir, dass die Teams durch unsere Zusammenarbeit mit ihrem Projekt vorankommen, mehr Orientierung und Sicherheit gewinnen – und dann selbstbewusst und eigenständig weiterarbeiten können.

Du hast die Projekte Förderlotse, Förderfinder und einige weitere frühzeitig miteinander ins Gespräch gebracht. Was hat dich an diesen Ideen besonders interessiert?

Die Projekte setzen mit ihren Ideen zum Einsatz von KI an einer sehr gängigen Problemstellung an, die mir aus meiner Arbeit in Universitäten und in einem gemeinnützigen Verein nur zu gut bekannt ist: Es gibt zwar viele Fördermöglichkeiten – aber es kostet extrem viel Zeit und Energie, die passenden Programme für die eigene Organisation oder ein konkretes Projekt zu finden und sich erfolgreich darauf zu bewerben.

Im Vernetzungstreffen wurden dann die Teams von den Projekten „Förderlotse“ von der Social Entrepreneurship City Hamburg und „Förderfinder“ von der Plattform für Soziale Innovationen & Gemeinwohlorientierte Unternehmen sowie andere Interessierte aus der Civic Coding-Community, die in Organisationen wie Reflecta, Ashoka, SINN Sachsen, Impact Hub Berlin und SUPR SPORTS tätig sind, zusammengebracht. Sie alle wollen – für unterschiedliche Zielgruppen – das Suchen und Matching vereinfachen. Und ich finde, das ist ein idealer Anwendungsfall für KI. Wenn das gut funktioniert, profitieren am Ende alle: Die Organisationen können sich gezielter und effizienter bewerben, und die Förderer bekommen bessere, passendere Anträge.

Gerade weil vor allem gemeinwohlorientierte Organisationen auf Fördermittel und fördernde Angebote angewiesen sind, sind diese KI-Projekte aus meiner Sicht auch echte Gemeinwohlprojekte.

Was hat dir gezeigt, dass aus den einzelnen Vorhaben ein gemeinsamer Ansatz entstehen kann, der über das Einzelprojekt hinausgeht?

Ich habe Produktdesign studiert – und da geht es viel um die Frage: Hat jemand anders das vielleicht schon mal so oder so ähnlich gemacht? Diese Logik von „Wer war zuerst da?“ oder dieses Wettrennen darum, wessen Idee nun origineller ist, hat mich schon immer gestört.

Ich bin eher der Meinung: Wenn mehrere Menschen unabhängig voneinander auf eine ähnliche Idee kommen, dann ist das ein gutes Zeichen. Dann scheint sie ja eine Lösung für ein echtes, vielleicht sogar strukturelles Problem zu sein. Und wenn mehrere Leute an einer Lösung arbeiten – jede*r aus einem anderen Blickwinkel – dann kann das sehr fruchtbar sein.

Gerade in gemeinwohlorientierten Kontexten, wo Ressourcen fast immer knapp sind, ist es nur logisch, die Kräfte zu bündeln. Wenn fünf verschiedene Personen von ihrer Idee erzählen, aber alle unsicher sind, wie sie das finanziert bekommen oder personell stemmen sollen – dann bringt es oft mehr, sie zusammenzuführen, zu bündeln und gemeinsam mehr umzusetzen, als es eine Organisation alleine geschafft hätte.

Ein Anliegen der Projektberatung ist, dass die unterschiedlichen Akteur*innen nicht nebeneinander arbeiten, sondern voneinander lernen und profitieren können. In einem ersten Treffen im Rahmen der Projektberatung sind die Social Entrepreneurship Allianz Hamburg und die SIGU-Plattform erstmals direkt ins Gespräch gekommen. In diesem Austausch zeigte sich schnell, wie wertvoll die praktischen Einblicke der Allianz für die Weiterentwicklung des KI-Förderfinders waren. Die Allianz hatte außerdem bereits Kontakt zu Reflecta, dem Unternehmen, das die technische Umsetzungskompetenz hat. Nach dem zweiten, größeren Vernetzungstreffen, bei dem auch Reflecta dabei war, wurde die Plattform dann tatsächlich in Kooperation entwickelt. Hier scheint wirklich eine wechselseitige und langfristige Lern- und Entwicklungsbeziehung entstanden zu sein.

Was unterscheidet die Entscheidung zur Zusammenarbeit von einer klassischen Weiterentwicklung im eigenen Projektkontext?

Auch wenn es letztendlich Ressourcen spart, gemeinsam etwas zu entwickeln, ist es am Anfang aufwändiger: Es braucht Abstimmung, klare Verantwortlichkeiten und ein gemeinsames Verständnis von Kompetenzen. In diesem Kontext ging es aber gar nicht zwingend darum, ein gemeinsames Projekt zu starten, sondern erst einmal darum zu erfahren, dass auch andere an dieser Herausforderung arbeiten. Dann kann man sich austauschen, sich darauf verständigen, neue Erkenntnisse – und vielleicht auch Ergebnisse – zu teilen und sich gegenseitig an geeigneter Stelle zu unterstützen.

Wie reagieren die Projekte auf so eine Zusammenführung? Gibt es da eher Aufgeschlossenheit oder auch Bedenken?

Das Schöne an gemeinwohlorientierten Projekten ist, dass die Personen, die daran arbeiten, in der Regel sehr aufgeschlossen sind und Lust auf Kooperation haben. Für das Vernetzungstreffen mit förderbezogenen Projekten wurden sechs Teams aus der Civic Coding-Beratung eingeladen – alle waren sofort dabei. Letztlich haben zehn Personen teilgenommen – auch aus Organisationen, die bisher nicht in der Civic Coding-Community waren und von den Eingeladenen direkt mitgebracht wurden. Das ist ein guter Beweis für das aufgeschlossene Mindset der Community.

Natürlich gibt es auch Bedenken, und an manchen Stellen sind die sicher auch gerechtfertigt. Aber ich finde, gerade am Anfang einer Lösungsfindung sollte man diesen nicht zu viel Raum geben. Erstmal offen erkunden – und mein Eindruck war, dass die Projektteams das ähnlich gesehen haben.

Welche Rolle spielt das Berater*innenteam der Civic Coding-Projektberatung in solchen Entwicklungen? Wirkt es impulsgebend, vermittelnd oder als strukturierende Begleitung?

Letztlich nehmen wir – je nach Situation und Bedarf – alle drei Rollen ein. Wenn ein Team nicht weiterkommt, weil gefühlt schon jeder Aspekt dreimal durchdacht wurde, können wir als Externe neue Impulse geben. Wenn Ressourcen oder Partner*innen fehlen, versuchen wir zu vermitteln. Und wenn die Herausforderung zu groß wirkt und sich alles gleichzeitig anfühlt, begleiten wir dabei, Struktur reinzubringen und eine klare Umsetzungsstrategie zu entwickeln.

Am Anfang klären wir möglichst genau, was das Team gerade braucht – und setzen die zur Verfügung stehenden Beratungsstunden gezielt so ein, dass sie spürbar etwas in Bewegung bringen.

Was lernen Projekte durch diesen Prozess des Vernetzens – auch im Hinblick auf Wirkung und Skalierbarkeit?

Oft haben die Projektteams einen sehr konkreten und relativ abgegrenzten Ausgangspunkt für ihre Ideen- und Projektentwicklung. Aus ihrem jeweiligen Kontext heraus denken sie für bestimmte Zielgruppen, Voraussetzungen und Rahmenbedingungen. Der Austausch mit anderen Projekten eröffnet neue Perspektiven: auf andere Zielgruppen, andere Einsatzfelder, andere Wirkungslogiken.

Diese Horizonterweiterung hilft dabei, das eigene Projekt noch einmal neu zu sehen und Entwicklungspotenziale zu entdecken, die im eigenen Kontext vielleicht nicht sichtbar waren. Das kann neue Wege in Richtung Skalierbarkeit oder Wirkungsklarheit eröffnen.

Gibt es etwas, das du aus dieser Zusammenarbeit für ähnliche Situationen mitnimmst oder empfehlen würdest?

Cooperation is key. Ich bin überzeugt, dass es immer hilft, Ideen und Herausforderungen zu teilen, statt sie nur allein zu durchdenken. Es mag sein, dass jemand einen guten Ansatz übernimmt und vielleicht davon profitiert. Aber es geht ja um die Steigerung des Gemeinwohls – dem können nicht einzelne Genies durch isolierte Produktentwicklung beikommen. Es ist ein gemeinsames Projekt. Also: Lasst uns Kräfte bündeln, nach Schnittstellen, Brücken und Gleichgesinnten suchen.

Woran erkennst du, dass eine Beratung erfolgreich war und wirklich etwas in Bewegung gebracht hat?

Es gibt Beratungsstunden und Workshops, in denen ich am Ende denke: „Naja, eigentlich haben wir heute nur besprochen, was ihr eh schon wusstet.“ Und dann bekomme ich das Feedback, dass die Personen jetzt viel klarer sehen, was sie als Nächstes tun müssen – und dass sie nun auch wissen, wie sie es angehen. Wenn ich diesen Enthusiasmus spüre, dieses Gefühl von Erleichterung und Tatendrang, dann weiß ich: Da ist etwas in Bewegung geraten.  Es ist ein bisschen wie bei einem festgefahrenen Rad – manchmal braucht es nur einen kurzen Impuls von außen, damit es (wieder) ins Rollen kommt.

Im Fall der Fördermittelprojekte hat unsere Arbeit schon sichtbare Früchte getragen: Reflecta hat am 17. Juli den KI-gestützten Fördermittelkompass gelauncht. Bei der Entwicklung waren die Organisationen, die sich im Vernetzungstreffen im letzten Jahr kennengelernt haben, aktiv beteiligt und haben mit ihren Ressourcen und ihrem Wissen dazu beigetragen, dass es statt vielen halbgaren Lösungen nun eine wirklich funktionierende, KI-gestützte Plattform gibt.

Vielen Dank für das Gespräch!

Über den Reflecta Fördermittelkompass

Der Reflecta Fördermittelkompass ist seit Kurzem online, findet KI-gestützt in Minuten passende Förderprogramme und begleitet von der Projektidee bis zur einreichfertigen Antragsskizze. Er führt in fünf Schritten – mit Kriterienabgleich und integrierter Checkliste – DSGVO-konform und datensicher zur Einreichung.

Das Team des Projekts „Förderlotse“, das ebenfalls angetreten ist, um bei der Suche nach passenden Förderprogrammen und Finanzierungsmöglichkeiten zu unterstützen, konnte sein Know-how bei der Entwicklung des Reflecta Fördermittelkompasses einbringen und sein eigenes Projekt in die Anwendung integrieren.

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